„An diesem unglückseligen 3. Mai im Jahr 1943.
Vom tödlichen Risiko, die Mondscheinsonate zu spielen“

Allgemein

Ein ganz besonderes Konzerterlebnis am Johann-Beckmann-Gymnasium

Prof. Dr. Hans Christian Schmidt-Banse von der Universität Osnabrück und Annette Kristina Banseermöglichten in der vergangenen Woche mit ihrem „Concerto Recitativo“ in der Aula des Schulzentrums Hoya einen bewegenden Einblick in die Lebensläufe der Pianisten Karlrobert Kreiten und Elly Ney. In Form einer Doppelmontage legten die beiden Vortragenden auf eine packende und gleichzeitig bedrückende Art und Weise dar, dass es in der Zeit des Nationalsozialismus eben nicht nur darum ging, wie versiert man als Pianist das Klavier spielen konnte, sondern auch darum, mit welcher politischen Einstellung man dies tat. Verdeutlicht wurde dieses am Schicksal des seinerzeit berühmten Pianisten Kreiten, der durch eine unüberlegte, wenngleich realitätsnahe politische Äußerung seiner Pianistenlaufbahn und schlussendlich auch seinem Leben ein jähes Ende setzte, während Elly Ney sich mit den nationalsozialistischen Machthabern arrangierte und sie unterstützte, Erfolge feierte und dennoch nach dem Ende des 2. Weltkriegs ihre Karriere fortsetzen konnte.

Die hohe Emotionalität des Vortrags wurde musikalisch durch Prof. Clemens Rave von der Universität Münster mit Stücken von Beethoven, Chopin und Prokofjew am schuleigenen Schimmel-Flügel begleitet und eindrücklich vertieft – ganz im Sinne Victor Hugos: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“

Am Ende dieses beeindruckenden und spannenden Vortragskonzerts, welches auch aufgrund der großzügigen Unterstützung der Stiftung der Volksbank Niedersachsen-Mitte realisiert werden konnte, blieb beim Publikum – neben der Betroffenheit über das Schicksal Kreitens – ein mulmiges Gefühl ob der Aktualität dieses Themas in der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Realität in vielen Teilen der Welt.