Aus dem Leben eines Mörders

Allgemein

„Ihr trefft eine Entscheidung.“ Mit diesen eindringlichen Worten zeigt Henry-Oliver Jakobs den Werte-und-Normen-Kursen in Jahrgang 8 zum Modul „Moralisch fühlen und handeln“, dass sie die Verantwortung für ihre Zukunft selbst bestimmen können und müssen.

Er, der als Mörder 19 Jahre im Gefängnis verbracht hat, versucht nun, präventiv mit den Jugendlichen zu arbeiten und seine Erfahrungsberichte, Rollenspiele und Statistiken hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Während des gesamten Zeitraums hängen die Schüler*innen an seinen Lippen, wenn er berichtet, dass seine vielzähligen Vergehen ihn zwar für einen kurzen Zeitpunkt wohlhabend machten, er dabei jedoch dauerhaft isoliert und in ständiger Angst lebte, erwischt zu werden. Mit klarer Sprache, erschreckend deutlichen Einsichten und seiner zugewandten Art erreicht er die Jugendlichen immer wieder.

Auch war es unter anderem möglich, sich mit einer VR-Brille virtuell in eine echte Zelle in „Santa Fu“ zu begeben, welche sofort das Gefühl von Enge und Beklemmung vermittelte, aber, durch die Authentizität der Aufnahmen, auch einen nüchternen Blick auf die Lage von Gefängnisinsassen warf.

Regelmäßig wiederholt Henry-Oliver Jakobs seine formelhafte Message: „Ihr trefft eine Entscheidung.“ Er nimmt die jungen Menschen in die Pflicht, weil die Konsequenzen über die eigene Existenz hinausgehen. „Meine Familie ist an der Tat zerbrochen“, gesteht er, als die Frage aufkommt, ob er mit dieser noch Kontakt habe. Die getroffene Entscheidung wirkt also immer auch auf Menschen, die man damit vielleicht gar nicht treffen will.

Als das Projekt zu Ende geht, applaudieren die Schüler*innen dem authentischen Mann.

Neben dem Verein „Gefangene helfen e.V.“ gilt besonderer Dank hier auch dem Präventionsrat, der großzügige, finanzielle Unterstützung geleistet hat, aber auch insgesamt so sehr vom Projekt überzeugt war, dass unsere Kontaktbeamtin Nicole Schuster von der Polizei Hoya und Mike Fuchs vom Jugendzentrum CONEXX als Gäste die ganze Zeit anwesend waren.

Verabschiedet wird sich in der Hoffnung, dass solche Projekte und vielleicht auch die Zusammenarbeit mit dem Verein „Gefangene helfen e.V.“ langfristig den Weg in unsere Schule finden, um einen anderen Blick auf Themen wie Schuld, Sühne, Verantwortung, Loyalität usw. zu erhalten.