„Wenn ihr Unrecht seht – mischt euch ein“

Allgemein

Rund 400 Schülerinnen und Schüler des JBG nehmen am Zeitzeugengespräch mit Ivar und Dagmar Buterfas-Frankenthal teil

Fast zeitgleich mit dem Machtübergang an die Nationalsozialisten im Januar 1933 wuchs in Hamburg ein kleiner Junge heran, der Unrecht, Menschenfeindlichkeit und Gewalt der neuen Machthaber schon bald an sich und seiner Familie unmittelbar ertragen musste. Ivar Buterfas-Frankenthal berichtete vor voll besetzten Rängen des Nienburger Theaters von den Schicksalsschlägen seines Lebens und den Lehren, die er für sich daraus zog. Der engagierte Vortrag eines über 90-Jährigen zusammen mit seiner Frau zog die Anwesenden restlos in seinen Bann. Das Johann-Beckmann-Gymnasium aus Hoya war am Freitag, dem 26. Mai 2023 mit den Jahrgängen 9 bis 12 im Theater auf dem Hornwerk vertreten und besetzte somit rund 400 Plätze des ausgebuchten Saals.

„Wie viele andere hat auch mich der Lebensbericht stark berührt. Besonders erschreckend, weil ich so nicht damit gerechnet habe, finde ich, dass das Unrecht nach 1945 nicht zu Ende war und Herrn Buterfas in der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik bis in die 60er-Jahre hinein teilweise mit hämischen Kommentaren elementare Bürgerrechte verweigert wurden. Herr Buterfas wurde in gewisser Weise zweimal Opfer eines Machtapparates, später dann sogar eines Staates, der sich mit seiner Gründung 1949 grundgesetzlich der Würde der Menschen verpflichtete, aber in den Anfangsjahren offensichtlich noch nicht bereit war, dafür konsequent einzustehen und Herrn Buterfas zu einem Staatsbürger zweiter Klasse machte. Mir zeigt dies, wie schwierig und fragil die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland waren und wie wichtig es heute immer noch ist, dass Bürgerinnen und Bürger unseres Staates sich weiterhin für die konsequente Umsetzung der Grundrechte einsetzen“, hebt Dr. Cord Meyer, Schulleiter des JBG, hervor.

Der Vortrag war interessant und informativ. Es sollte mehr solcher Vorträge geben, damit Schüler*innen auch in Zukunft aufgeklärt werden.

Fabian B. (links) und Emil W. (rechts im Bild)

Buterfas-Frankenthal nahm immer wieder Bezug auf rassistisch motivierte Taten der vergangenen Jahre und der Gegenwart, um allen Anwesenden immer wieder aufzuzeigen, wie wichtig es sei, die Demokratie zu verteidigen und für sie einzustehen, und verdeutlichte somit nachdrücklich seine ungebrochene Motivation, seit Jahrzehnten über seine persönlichen Erfahrungen mit Menschen zu sprechen.

Oberstudienrat Maik Landsmann, der am JBG unter anderem für die Projekte im Rahmen „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zuständig ist und die Teilnahme an der Veranstaltung organisiert hatte, unterstreicht: „Die Zukunft braucht Erinnerungen, aber Erinnerungen verblassen oder verschwinden im Laufe der Zeit, bis man gar keinen persönlichen Kontakt mehr dazu herstellen kann. Die Generation, die einen persönlichen Kontakt zu dem dunklen Abschnitt der Geschichte Deutschlands hat, verlässt uns, aber ihre Erlebnisse, ihre Erzählungen und Lebenswege sollen uns weiterhin im Gedächtnis bleiben. Deshalb ist es wichtig, stetig die Erwachsenen von morgen wachzurütteln, den Demokratiegedanken zu stärken und den Mut zur Zivilcourage zu fördern.“

Ein für alle bewegender Moment entstand, als Ivar Buterfas-Frankenthal sich vor seinem Publikum erhob, um sich für die konzentrierte Aufmerksamkeit zu bedanken – die Zuschauerinnen und Zuschauer wiederum zollten ihm mit andauernden Standing Ovations ihren Respekt.

Die Schülerinnen und Schüler des Johann-Beckmann-Gymnasiums haben durch ihr konzentriertes Zuhören über zwei Stunden und in vielen Nachgesprächen gezeigt, dass sie für die Würde des Menschen, Respekt und Toleranz sowie ein friedvolles Miteinander eintreten werden. Ihr Dank gilt Herrn und Frau Buterfas-Frankenthal, dass sie einen bewegenden und persönlichen Blickwinkel auf eine andere Zeit ermöglichten, so dass der eigene Blick für die Menschenwürde geschärft wurde und die Anwesenden aus der Geschichte lernen können.

Der Zeitzeugenbericht aus der NS-Zeit ist überaus bedeutsam, gerade in der heutigen Zeit. Insbesondere der jungen Generation fehlen Kontaktpunkte zu solchen Schrecken, um diesbezüglich wachsamer zu sein. Zudem ist es äußerst wichtig, dass die Rede auch auf aktuelle politische Geschehen fiel, was ebenfalls ein wichtiger Beitrag für das Bewusstsein der Jugend diesem Thema gegenüber ist. Die Veranstaltung war viel interessanter, als wir vorher dachten.

Nele G., Finja V., Finnia J., Tom K. und Levi W. (alle 9A):